Zwergenkinder 3 by A Bekker

Zwergenkinder 3 by A Bekker

Autor:A Bekker [Bekker, A]
Die sprache: deu
Format: mobi
veröffentlicht: 2012-07-08T22:00:00+00:00


Vor dem Bankett ließen sich Tomli, Olba und Lirandil von einem Diener auf den höchsten Turm der Burg bringen, um sich einen Überblick zu verschaffen. Es dämmerte bereits, doch im schwindenden Licht des Tages waren noch überall in der Ferne Rauchsäulen zu sehen.

»Sind das Lagerfeuer?«, fragte Tomli.

»Oh nein«, antwortete ihm der Diener. »Das sind die großen Keulendrachen. Am Abend stoßen sie die überschüssigen Rauchgase aus ihren Rachen aus. Es heißt, dass sie sich über Rauchzeichen, die sie abgeben, verständigen.«

»Ich wusste nicht, dass Drachen auch eine Sprache haben«, wunderte sich Tomli.

»Er hat sie für dumm gehalten«, erklärte Olba.

Der Diener, ein hochgewachsener Mensch in einer bunt gestreiften Uniform, lächelte verhalten. »Diese Drachenart ist ganz bestimmt nicht dumm.«

»Euer König hat uns von Bagalon dem Drachenhüter erzählt, der ihm die Kunst der Magie beibrachte und die Sprache der Drachen beherrscht«, sagte Tomli in der Hoffnung, etwas mehr darüber zu erfahren.

»Alle Könige von Rugala werden von Bagalon dem Drachenhüter in der Kunst der Magie unterrichtet. Irgendwann, wenn der Drachenhüter glaubt, dass der richtige Zeitpunkt gekommen ist, nimmt er den jeweiligen Thronfolger zu sich. Niemand weiß im Voraus, wann das sein wird. Manchmal sendet Bagalon eine Botschaft, manchmal führt scheinbar der Zufall den Thronfolger zu ihm. Es kam auch schon vor, dass einige Herrscher Jahre nach ihrer Krönung noch nicht von ihm unterrichtet worden waren – vermutlich, weil Bagalon sie für nicht reif genug hielt. Diese Könige durchstreiften immer wieder die Berge, in der Hoffnung, Bagalon würde sie endlich zu sich rufen. Sie riskierten es sogar, von Drachen angegriffen zu werden. Ein König ohne Magie bleibt in Rugala nicht lange an der Macht.«

»Und wie war das bei König Wendur?«, fragte Tomli.

Der Diener lächelte. »Die Geschichte kennt hier jedes Kind: Als König Wendur noch ein junger Thronfolger war, nahm er an dem großen jährlichen Drachenpferderennen teil, das von einem Ende der Insel zum anderen führt. Dabei kann jeder Teilnehmer selbst bestimmen, welche Strecke er nehmen möchte. Wendur war schon damals für seinen Mut bekannt, und so wählte er die kürzere, aber gefährliche Route durch die Berge, wo die großen Keulendrachen und die räuberischen Hundereiter-Stämme hausen. Ein Vulkanausbruch wurde ihm fast zum Verhängnis. Wendurs Drachenpferd kam dabei um, er selbst wäre sicherlich auch gestorben, wenn Bagalon ihn nicht gerettet hätte. Er brachte den Thronfolger in das Innere des Berges Kamlor, wo auch die großen Keulendrachen Zuflucht suchten. Über Monate blieb Wendur dort.«

»Und in dieser Zeit erlernte König Wendur die Kunst der Magie?«, fragte Lirandil nach.

Der Diener nickte. »Und wir alle sind dankbar dafür, denn die Tagoräer von den Inseln weiter nördlich hätten Rugala längst erobert, wäre unser König nicht ein so mächtiger Magier.«

»Und was verbindet König Wendur mit dem Wassergeist Rhialban?«, wollte Olba wissen.

»Darüber«, so erklärte der Diener mit sehr ernstem Unterton, »sprechen wir hier auf der Burg nicht. Es würde nur Unglück heraufbeschwören.«

In diesem Moment sah Tomli den Hundereiter, der über die karge Ebene ritt, die sich nördlich der Burg erstreckte. Der fellbehangene Mann drehte sich in seinem Sattel um und zog den Riesenhund am Nackenfell, bis das Tier stehen blieb.



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